Glaukom formen

Welche Glaukom formen und -arten gibt es? Der grüne Star ist eine Erkrankung, die verschiedene Ursachen haben kann. Je nach Ausprägung variieren daher die Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten. Die speziellen Bedingungen des jeweiligen Glaukoms zu kennen ermöglicht es Betroffenen, optimal mit ihrer Erkrankung umzugehen.

Glaukomformen

Primäres und sekundäres Offenwinkelglaukom

Primärglaukom

Als primär werden alle Glaukome bezeichnet, die von allein auftreten. Sie werden also nicht durch Vorerkrankungen, medikamentöse Nebenwirkungen oder Folgen einer Operation/Verletzung ausgelöst.

Sekundärglaukom

Sekundäre Glaukome werden durch bestehende Faktoren verursacht. Zu denen zählen:

  • Vorerkrankungen
  • Verletzungen am Auge
  • Nebenwirkungen gegen Medikamente
Häufigstes Glaukom

Das primäre Offenwinkelglaukom ist die weitverbreitetste Glaukomform und tritt häufig ab dem 40. Lebensjahr auf. Es handelt sich um eine chronische Erkrankung.

Häufigkeit

Etwa 1/3 aller Offenwinkelglaukome sind sekundärer Art. Zu den häufigsten Formen des sekundären Offenwinkelglaukoms zählen das PEX-Glaukom (1/4 aller sekundärer Offenwinkelglaukome) und das Pigmentdispersionsglaukom (2% aller Glaukome).

    Abflussstörung

    Der Kammerwinkel ist bei Patienten mit einem Offenwinkelglaukom offen, sodass der Abfluss nicht dadurch gestört ist. Stattdessen liegen meistens eine Fehlbildung oder Verstopfung des Abflusssystems vor. Dieses System besteht aus dem schwammigen Trabekelwerk, durch dessen Öffnungen das Kammerwasser in den Schlemm-Kanal abfließt. Durch die Störung dieses Prozesses steigt der Druck im Auge und es kann zu den glaukom-typischen Sehnervschäden kommen.

    Glaukomformen

    PEX-Glaukom

    Diese Glaukomform führt zu Ablagerungen von Proteinen in der Bindehaut, Kammerwinkel und Linse. Im Kammerwinkel können sie das Trabekelwerk verstopfen, sodass der Abfluss gestört ist. Das Resultat ist eine Drucksteigerung, die unbehandelt zu Sehnervschäden führt. Das PEX-Glaukom verursacht häufig mehr Druckschwankungen und eine schnellere Sehnervschädigung als das primäre Offenwinkelglaukom, weshalb eine frühzeitige Behandlung besonders wichtig ist.

    Glaukomformen

    Pigmentdispersionsglaukom

    Patienten mit einem Pigmentdispersionsglaukom leiden unter Proteinablagerungen, die das Trabekelwerk verstopfen. Durch Bewegungen der Pupille reibt die Iris gegen die Vorderseite der Linse, sodass sich feine Pigmentzellen lösen. Diese schweben frei im Kammerwasser und werden über die natürliche Zirkulation zum Kammerwinkel transportiert, wo sie das Trabekelwerk verstopfen. Der Verlauf des Pigmentdispersionsglaukoms ist anderen Glaukom Arten sehr ähnlich. Eine Besonderheit ist das Auftreten eines Pigmentsturms. Bei körperlicher Anstrengung werden in kurzer Zeit viele Pigmente ausgestoßen, wodurch der Augendruck plötzlich steigt. Patienten können dabei starke Kopfschmerzen und Sehstörungen empfinden. Charakteristisch für diese Glaukom Art im fortgeschrittenen Stadium sind die um Lichtquellen wahrgenommenen Regenbogenringe (Halos).

    Glaukomformen
    Glaukom Blutdruck Augendruck

    Auch ein hoher Augendruck ohne Sehnervschäden ist möglich. Bei der okulären Hypertension liegen hohe Augendruckwerte vor, ohne dass der Sehnerv dadurch geschädigt wird.

    Glaukom formen: Normaldruckglaukom

    Ein häufiger Irrtum ist die Gleichsetzung von hohem Augendruck und Glaukom. Jedoch können beide einzeln auftreten, oder miteinander verbunden sein. Dieser Zusammenhang lässt sich gut am Blutdruck erklären: Ein hoher Blutdruck erhöht das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden. Jedoch ist er weder eine Garantie für einen Schlaganfall, noch mit ihm gleichzusetzen.

    Tritt ein Glaukom trotz normaler Augendruckwerte auf, spricht man vom Normaldruckglaukom (veraltet Niedrigdruckglaukom). Hier liegt eine Durchblutungsstörung des Sehnervs vor, weshalb er eine geringere Drucktoleranz aufweist. Daher kommt es trotz eines normalen Augendrucks zur Schädigung. Die Durchblutungsstörung ist häufig auf andere, allgemeine Erkrankungen zurückzuführen. Daher wird beim Normaldruckglaukom eng mit dem Internisten des Patienten zusammengearbeitet.

    Glaukom Augendruck

    Gestörtes Verhältnis

    Bei der okulären Hypertension ist das Verhältnis zwischen Produktion und Abfluss des Kammerwassers gestört, sodass sich dieses anstaut und der Druck erhöht ist.

    Glaukom Sehnervschaden

    Kein Sehnervschaden

    Der erhöhte Augendruck hat bei der okulären Hypertension noch keinen Schaden ausgelöst. Daher gilt sie rechtlich nicht als Erkrankung.

    Entwicklung

    Es besteht das Risiko, dass eine okuläre Hypertension in ein Glaukom übergeht. Das ist jedoch keine Garantie. Aufgrund dessen kontrollieren Ärzte den Augendruck bei regelmäßigen Kontrollen.

    Glaukomarten niedriger Augendruck

    Augendruck zu niedrig

    Der Augendruck kann auch gefährlich werden, wenn er zu niedrig ist. Eine der Hauptaufgaben des Augendrucks ist es, die Netzhaut in ihrer Position zu halten. Sinkt der Augendruck unter den Normalbereich, dann kann er diese Aufgabe nicht mehr erfüllen und die Netzhaut ragt in den Augapfel rein. Die betroffene Stelle kann nicht mehr mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt werden. Unbehandelt kann die Netzhautablösung zur Erblindung führen.

    Glaukom formen: Engwinkelglaukom

    Im Gegensatz zum Offenwinkelglaukom ist beim Engwinkelglaukom der Kammerwinkel, durch den das Kammerwasser abfließt, verengt oder komplett geschlossen. Dieser Zustand kann kurzfristig oder permanent auftreten. Durch den verengten Kammerwinkel kann das Kammerwasser nicht abfließen und der Augendruck steigt. Viele Menschen haben von Natur aus einen engeren Kammerwinkel, allerdings kann eine flache Vorderkammer, die Dicke der Iris und eine Pupillenerweiterung den Zustand verschlimmern. Weitsichtige und Menschen mit einem fortgeschrittenen Katarakt sind besonders gefährdet da durch diese Erkrankungen der Kammerwinkel verengt ist. 

    Grüner Star Engwinkelglaukom

    Glaukom formen: Glaukomanfall

    Die akute Form des Engwinkelglaukoms ist der Glaukomanfall. Anders als bei den bisherigen Glaukom Arten treten die Beschwerden nicht schleichend auf, sondern plötzlich. Verantwortlich ist hier eine akute Verengung des Kammerwinkels oder Winkelblock.

    Der Glaukomanfall ist ein medizinischer Notfall und muss unmittelbar behandelt werden, da die sonst langsame Schädigung des Sehnervs beim Glaukomanfall rapide fortschreitet. Der Patient leidet dabei unter starken Augen- und Kopfschmerzen, Herz-Kreislauf Störungen und Erbrechen. Außerdem ist der betroffene Augapfel sehr hart. Während eines Glaukomanfalls kann der Augendruck bis auf das dreifache des Normalwerts steigen.

    Da Patienten mit einem Engwinkelglaukom besonders gefährdet sind, kann ein präventiver Eingriff mit der YAG-Iridotomie durchgeführt werden. Glücklicherweise ist das Risiko eines Glaukomanfalls vom Augenarzt gut abschätzbar, sodass er bei regelmäßigen Kontrollen eher selten auftritt.

    Symptome für einen Glaukomanafall

    Augenrötung und harter Augapfel

    Herz-Kreislauf Störung

    Übelkeit und Erbrechen

    Sehstörung

    Glaukomformen
    Grüner Star Kongenitales Glaukom

    Glaukom formen: Kongenitales Glaukom

    Auch wenn der grüne Star gewöhnlich Menschen ab den 40. Lebensjahr betrifft, können auch Babys und Kleinkinder erkranken. Durch eine genetische Veranlagung kann eine Fehlbildung des Abflusssystems bereits während der Embryonalzeit (in utero) entstehen, sodass Babys mit einem Glaukom zur Welt kommen. In so einem Fall spricht man vom kongenitalen Glaukom. Die Ursache für die Fehlbildung ist noch nicht gänzlich aufgeklärt. Wenn Ihr Baby oder Kleinkind vermehrt tränt, eine Lichtscheu zeigt, oder die Augen abnormal groß wirken (Buphthalmus), empfiehlt es sich, eine augenärztliche Untersuchung durchzuführen.

    Grüner Star Kongenitales Glaukom
    Grüner Star Kongenitales Glaukom

    Kongenitales Glaukom

    Angeborenes Glaukom, dass sich während der Embryonalzeit entwickelt.

    Grüner Star Kongenitales Glaukom

    Infantiles Glaukom

    Tritt zwischen dem 2. Lebensmonat und dem 2. Lebensjahr auf.

    Grüner Star Kongenitales Glaukom

    Juveniles Glaukom

    Tritt zwischen dem 2. Lebensjahr und dem Erwachsenenalter auf.

    FAQ

    Häufig gestellte Fragen zu Glaukom formen

    Was ist der Unterschied zwischen den Glaukom formen: Engwinkel- und Offenwinkelglaukom?

    Wie der Name bereits sagt, liegt der Unterschied dieser Glaukom formen im Kammerwinkel. Beim Offenwinkelglaukom ist der Kammerwinkel offen, sodass die Ursache in Fehlbildung oder Verstopfung des Trabekelwerks liegt. Beispielsweise zählt das PEX-Glaukom zu den Offenwinkelglaukomen, da der Kammerwinkel offen ist, der Abfluss aber durch Proteinablagerungen verhindert ist. Dagegen ist der Kammerwinkel beim Engwinkelglaukom schmal oder komplett geblockt. Dies kann eine natürliche Erscheinung sein, oder durch Faktoren wie einem fortgeschrittenen Katarakt begünstigt werden. Der Kammerwinkel kann permanent oder temporär verengt sein. Ein Extremfall des Engwinkelglaukoms ist der Glaukomanfall oder Winkelblock, bei dem der Kammerwinkel innerhalb kurzer Zeit geschlossen wird und der Druck rapide ansteigt. Hierbei handelt es sich um einen medizinischen Notfall.

    Was ist ein Primärglaukom?

    Primäre Glaukome treten von alleine auf und werden nicht durch andere Faktoren verursacht. Sie gehören zu den häufigsten Glaukom formen und treten im Durchschnitt ab dem 40. Lebensjahr auf.

    Was ist ein Sekundärglaukom?

    Folgende Faktoren können ein sekundäres Glaukom verursachen:

    • Vorerkrankungen
    • Verletzungen am Auge
    • Nebenwirkungen gegen Medikamente
    • Postoperative Komplikationen
    Ist das Sekundärglaukom dauerhaft?

    Alle Glaukom formen (außer dem Glaukomanfall) gelten als chronische Erkrankungen und bilden sich daher nicht zurück. Ebenso sind die entstandenen Schäden unumkehrbar.

    Was ist ein PEX-Glaukom?

    Patienten mit einem PEX-Syndrom (Pseudoexfoliationssyndrom) neigen dazu, ein sekundäres Offenwinkelglaukom zu entwickeln. Betroffene leiden dann unter einem PEX-Glaukom (Pseudexfoliationsglaukom). Bei dieser Erkrankung lagern sich Proteine im Trabekelwerk ab, was zu dessen Verstopfung führt. Dadurch ist der Abfluss des Kammerwassers gestört und der Augendruck steigt.

    Was ist ein Pigmentdispersionsglaukom?

    Durch Abreibungen der Iris lösen sich Pigmentpartikel, die im Kammerwasser schweben. Werden diese zum Kammerwinkel transportiert, verstopfen sie das Trabekelwerk und der Kammerwasserabfluss ist gestört. Dadurch steigt der Druck an. Das Pigmentdispersionsglaukom zählt zu den sekundären Offenwinkelglaukomen.

    Was ist ein Winkelblockglaukom?

    Das akute Winkelblockglaukom (Glaukomanfall) ist ein medizinsicher Notfall. Hierbei wird der Kammerwinkel innerhalb kurzer Zeit verengt, sodass sich das Kammerwasser staut und der Augendruck bis auf das Dreifache des Normalwerts steigt. Betroffene leiden unter starken Augen- und Kopfschmerzen, sowie Herz-Kreislauf Störungen, Übelkeit und Erbrechen. Zudem ist der betroffene Augapfel sehr hart. Ein Glaukomanfall muss unmittelbar behandelt werden, da andernfalls die sonst langsame Schädigung des Sehnervs schnell auftritt.

    Ist Papillenexkavation gleich Grüner Star?

    Die Papillenexkavation ist eine glaukom-typische, trichterförmige Eindellung des Sehnervkopfes. Dies wird durch Absterben der Sehnervfasern verursacht.

    Können die unterschiedlichen Glaukom formen angeboren sein?

    Der Grüne Star kann sich bereits während der Embryonalzeit entwickeln. Kindliche Glaukom formen werden anhand ihres Auftrittzeitpunkts kategorisiert:

    • Kongenitales Glaukom : Embryonalzeit
    • Infantiles Glaukom: Zwischen 2. Lebensmonat und – jahr
    • Juveniles Glaukom: Zwischen 2. Lebensjahr und Erwachsenenalter
    Was ist ein Normaldruckglaukom?

    Beim Normaldruckglaukom kommt es zu Sehnervschäden, obwohl der Augendruck im Normalbereich liegt. Dies ist auf eine Durchblutungsstörung des Sehnervs zurückzuführen. Normaldruckglaukome erfordern eine interdisziplinäre Behandlung mit der innere Medizin.